(Mega) Civilization
(Beitrag von S. Weng)
Wer den Namen Civilization hört, denkt wahrscheinlich zunächst einmal an Sid Meier’s Civilization und dessen aktuelle Brettspieladaption. Aber halt, bereits im Jahre 1980 hat sich der Verlag Avalon Hill schon einmal des Themas angenommen. Der für heutige Verhältnisse eher schlichte Spielplan, den man noch aus vier einzelnen Puzzleteilen zusammen setzen muss, zeigt eine Karte des Mittelmeerraumes. Drei bis sieben Spieler übernehmen die Rolle antiker Nationen wie Babylon, Ägypten oder Karthago.
Gegen Anfang der Steinzeit beginnen alle Völker mit einer einzigen Bevölkerungseinheit in ihrem jeweiligen Startgebiet und haben die Aufgabe, ein bis zu neun Städte großes Imperium zu errichten, um als erstes Volk das Ende der Eisenzeit zu erreichen. Dabei ist darauf zu achten, dass Städte durch genügend Bevölkerungseinheiten auf dem Spielfeld ernährt und gleichzeitig durch ausreichend viele Einheiten im Vorrat unterhalten werden können. Für eigene Städte erhalten die Spieler Warenkarten, die miteinander gehandelt werden können. Dies ist erstrebenswert, da gleiche Waren ihren Wert stark mit der Anzahl der Karten erhöhen. Mit den Handelskarten sind Zivilisationskarten zu erwerben, die spezielle Boni oder Fähigkeiten verleihen, aber – viel entscheidender – auch für die Überschreitung wichtiger Schwellen auf der Entwicklungsskala notwendig sind. Wer als erstes das Ende dieser Skala erreicht gewinnt.
Natürlich wird auch gekämpft, allerdings nicht primär um die Mitspieler zu vernichten, sondern um wertvolle Siedlungsgebiete zu erobern und so die eigene Zivilisation voran zu bringen. Der Ausgang eines Kampfes ist dabei immer klar vorgegeben und kann durch Abzählen der Einheiten im Voraus berechnet werden. Dabei haben die Spieler mit der kleineren Bevölkerungen einen taktischen Vorteil, da sie ihre Einheiten nach den Spielern mit den größeren Bevölkerungen ziehen und so Konflikte vermeiden oder noch zu ihren Gunsten entscheiden können.
Die einzige Zufallskomponente im Spiel sind Katastrophenkarten, die mit den Handelskarten gezogen werden können. Allen voran der gefürchtete Bürgerkrieg, bei dem ein Spieler fast bis zur Hälfte seines Reiches an einen anderen Spieler abtreten muss, ein dramatischer Schicksalsschlag für die eigene Nation.
Wer jetzt den Eindruck hat, das alles hört sich recht komplex und langwierig an, hat recht. Eine einzelne Spielrunde besteht aus bis zu 13 Spielphasen und dauert je nach Fortschritt des Spiels und Anzahl der Spieler durchaus mehr als eine Stunde, so dass man für ein komplettes Spiel mehr als zehn Stunden einplanen sollte. Wen dieser Umstand allerdings nicht abschreckt, erwartet eine epische Spielerfahrung, die sich mit den meisten modernen Spielen messen kann. Und für diejenigen, denen dies immer noch nicht ausreicht, hat Pegasus Spiele im letzten Jahr die Neuauflage Mega Civilization herausgebracht, die man mit bis zu 18 (!) Personen spielen kann.
Fazit: Der Klassiker (Mega) Civilization ist ein komplexes Strategiespiel epischen Ausmaßes. Wer Zeit und Lust hat, einen ganzen Tag sein Reich zu verwalten, sollte es definitiv einmal ausprobieren.